Über Kinderarbeit wird seit Jahren diskutiert, geändert hat sich wenig. Das Kinderhilfswerk Terre des hommes schätzt, dass in Asien und den Ländern des Pazifikraumes rund 127 Millionen Kinder arbeiten, die meisten in der Landwirtschaft. In Indien gehören internationale Konzerne zu den Nutznießern - so auch die Bayer-Tochter Pro Agro.
Organisationen wie die indische Kinderrechtsorganisation MV Foundation kämpfen für das Recht der Kinder auf Kindheit und Ausbildung. Doch Shanta Sinha, Hauptaktivistin der MV-Foundation klagt: "Derzeit geht es ziemlich langsam voran". Sie spricht von nur schleppenden Fortschritten beim Kampf gegen Kinderarbeit im Baumwollsaatgutanbau. Bisher nur warme Worte gegen Kinderarbeit Die Vertragslandwirte der Agro-Multis stellen Kinder ein, vor allem Mädchen, weil diese für wesentlich weniger Geld pro Stunde arbeiten als Erwachsene. Das Saatgut wird über Zwischenhändler an große Agrarmultis verkauft. Eine Studie des indischen Instituts "Global Research and Consultancy Service" hat diese Zusammenhänge aufgezeigt und die Verantwortung von multinationalen Saatgutunternehmen, wie etwa der Bayer-Tochter Pro Agro, hervorgehoben.
Doch die Unternehmen können entscheiden, bei wem sie das Saatgut einkaufen und haben Einfluss auf die Verträge und damit auch die Möglichkeit, Kinderarbeit zu unterbinden. Innerhalb des Verbandes der Saatgutindustrie hat sich immerhin eine Arbeitsgruppe gegen Kinderarbeit ("Child Labour Eradiction Group") gegründet, die sich regelmäßig mit den Bauern trifft, um das Problem der Kinderarbeit zu erörtern. Sie haben akzeptiert, dass sie Teil des Problems sind und deshalb Verantwortung übernehmen müssen, um das Problem zu lösen. Als konkrete Initiative schlug ProAgro/Bayer eine Bewusstseinskampagne mit dem Inhalt, dass Kinder nicht arbeiten sollten, vor. In einem Schreiben der Bayer Crop-Science vom Februar dieses Jahres an den "Global March against Child Labour/Germany" in Stuttgart heißt es:
Die indischen Kinderrechts-Aktivisten lassen dies nicht gelten. "Wir haben ihnen erzählt, dass jeder Mensch im Distrikt Kurnool weiß, dass Kinderarbeit nicht gut ist - dafür braucht kein Bewusstsein geschaffen werden". Die MV Foundation fordert deshalb ein klares Bekenntnis der Konzerne gegen Kinderarbeit. "Es ist nicht ausreichend, dass sie nur in ihre Verträge eine Klausel aufnehmen, dass Kinder nicht eingestellt werden sollen. Das haben sie im vergangenen Jahr auch gemacht und es hat sich nichts verändert. Sie müssen eine wirksame Ansage an die Bauern geben, dass sie keine Kinderarbeit tolerieren werden", so Shanta Sinha. Gleichzeitig soll diese Verpflichtung auch den Medien mitgeteilt werden. Und die Vereinbarungen müssen natürlich auch kontrolliert werden. Darüber hinaus ist es notwendig, dass die Konzerne mehr zahlen, damit auch erwachsene Arbeitskräfte bezahlt werden können. Kinder in Schuldknechtschaft Wegen des hohen Arbeitsaufwands bevorzugen die Produzenten von hybridem Saatgut langfristige Arbeitsverträge. Diese werden meist vor der jeweiligen Aussaat geschlossen. Typischerweise erhalten die Eltern Vorschüsse oder Darlehen, zu deren Abtragung langfristige, oft mehrjährige Verträge geschlossen werden. Von 320 im Rahmen der Studie befragten und in Baumwollfarmen beschäftigten Kindern leben 95 Prozent in solcher Schuldknechtschaft. 70 Prozent waren der Studie zufolge länger als ein Jahr an den selben Arbeitgeber gebunden. Die Praxis der Schuldknechtschaft wird von den Saatgut-Herstellern bereitwillig bestätigt.
Die Löhne werden für die ganze Saison (von Mai oder Juni bis Januar oder Februar des Folgejahres festgelegt. Sie hängen vom Bedarf nach Arbeitskräften ab und sind regional verschieden. Generell liegen die Löhne von Kindern sehr viel niedriger als die erwachsener Arbeiter - im Schnitt 18 Rupien (Rs) pro Tag, was 0,42 € entspricht - gegenüber 26 Rs (0,62 €) für Frauen und 40 RS (0,95 €) für Männer. Der Studie zufolge haben rund 60 Prozent der eingesetzten Kinder nur wenige Jahre eine Schule besucht und diese für die Arbeit in den Feldern verlassen, knapp 30 Prozent haben nie eine Schule besucht. Keine Arbeitspause bei Pestizideinsatz Die Arbeit in den Feldern birgt zudem große Gefahren für die Gesundheit der Kinder, denn in keinem anderen Bereich werden so viele Pestizide eingesetzt wie im Baumwoll-Anbau. In Indien sind dies 55 Prozent aller Pestizide. Die Kinder sind hochgefährlichen Wirkstoffen wie Endosulphan, Monocrotophos, Cypermethrin und Mythomyl direkt ausgesetzt. In herkömmlichen Baumwoll-Farmen wird an Tagen, an denen Pestizide ausgebracht werden, nicht gearbeitet. Saargut-Betriebe hingegen machen keine solchen Pausen. Die eingesetzten Kinder stehen bei der Arbeit bis zu den Schultern zwischen den Pflanzen und beugen sich über diese, um die Blüten für die Kreuzung auszuwählen. Wegen der Nähe zu den behandelten Pflanzen nehmen sie über die Haut und die Atemwege große Mengen Agrogifte auf. Hierdurch erleiden sie Schäden des Nervensystems, was zu Kopfschmerzen, Orientierungslosigkeit, Schwächeanfälle, Krämpfen und Atemproblemen führt. Zu den langfristigen Schäden liegen bisher keine Untersuchungen vor. Aber eines ist sicher, nur dank der so erzeugen billigen Baumwolle können unsere Kids auch weiterhin angesagte Klamotten kaufen und die Inhaber der schicken Marken reich machen. Zum Weiterlesen: Forum Kinderarbeit. |
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